Aktuelles
Exkursion auf dem Gelände der Quarzwerke Frechen
Zwischen Schaufelradbagger, Erdkröte und
Blindschleiche
Es ist schon beeindruckend, am Rand einer
Quarzsandgrube von mehreren hundert Metern zu stehen, aus der
alljährlich zig Tonnen von Sand gefördert werden – Sand, der sich vor
Jahrmillionen hier ablagerte, als Frechen quasi noch unter der Nordsee
lag. Ganz so alt ist das Familienunternehmen Quarzwerke zwar nicht,
kann aber immerhin auf rund 140 Jahre Firmengeschichte zurückblicken.
Und: Schon zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurden erste
Renaturierungskonzepte entwickelt, zu einer Zeit also, als es den
Begriff der ökologischen Verantwortung noch gar nicht gab.
Dieser Verantwortung fühlen sich die
►Quarzwerke
ín Frechen, die in Form einer GmbH strukturiert und an rund 30
Standorten weltweit vertreten sind, besonders verpflichtet.
Von dem wirtschaftlichen wie dem ökologischen Wirken
des Unternehmens konnten am 15. Juni zahlreiche Mitglieder von
miteinander-füreinander bei einer Exkursion durch das Gelände der
Frechener Quarzwerke einen Eindruck gewinnen. Bekannt sind die
Quarzwerke als bedeutender Förderer und Lieferant von Sand und Kies
und damit auch den Mineralien Quarz, Kaolin und Feldspat, die
hauptsächlich in der Glas- und Bauindustrie verwendet werden. Dabei
besteht der Eigenanspruch, dass man seit „jeher hochwertige
Rohstoffvorkommen mit einer modernen und effizienten
Aufbereitungstechnologie“ verbinde. „Immer auf der Höhe der Zeit und
mit einem nachhaltigen ökologischen Anspruch“, so die
Selbstverpflichtung.
Abb.:
Es kann losgehen!
Die miteianander-füreinander-Besuchergruppe
hat sich zum Beginn der Geländerwanderung mit Exkursionsleiterin
Susanne Kirsch (vorn links) zum Aufbruch gesammelt.
Und tatsächlich begannen die ersten
Rekultivierungsmaßnahmen schon Anfang des 20. Jahrhunderts, so dass
heutzutage bereits etliche renaturierte Gebiete auf dem riesigen Gelände den Eindruck
von idyllischer Naturlandschaft erwecken. Da die bewusste Ansiedlung
verschiedenen Pflanzen- und Tierarten durch die natürliche
Einwanderung weiterer Lebensformen ergänzt wurde und auch nach wie vor
wird, sollen hier mittlerweile über 600 verschiedene Pflanzenarten
sowie neben Rehen und Wildschweinen vor allem zahlreiche Schmetterlinge, Vögel und seltene Amphibien heimisch
sein.
Abb.:
Die
Renaturierungsmaßnahmen direkt am Rand des Quarzsandabbaus leiten über
zu den bereits voll bewaldeten Flächen im hinteren Teil des Geländes.
Den Artenschutz zu fördern, kann vor allem als
gemeinsame Mission gelingen. Und so haben im Jahr 2017 der NABU NRW, der
Verband der Roh- und Baustoffindustrie, vero, und sechs Biologische
Stationen in der Hauptverwaltung der Quarzwerke GmbH in Frechen die
Erklärung „Amphibienschutz in der Rohstoffgewinnung“ unterzeichnet.
Ein wegweisendes Beispiel, wie Wirtschaft und Naturschutz Hand in Hand
arbeiten können.
Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt bei der Renaturierung des
Geländes auf den Amphibien. Gemeinsam mit Biologen wurde ein Leitfaden
entwickelt, der auch andere Unternehmen dazu ermutigen soll, sich
ebenfalls für die sogenannten Abgrabungsamphibien einzusetzen. Diese
Amphibienarten brauchen dynamische Naturbedingungen, um geeignete
Lebensräume für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung zu finden. Am
liebsten mögen sie frische, flache und vegetationsarme Gewässer,
grabbaren Boden, Steine und Totholzhaufen – genau das, was die
Quarzwerke ihnen bieten.
Abb.: Nicht
nur die miteinander-füreinander-Gruppe
war am 15. Juni 2024 unterwegs auf dem Frechener Quarzwerke-Gelände,
auch etliche Mitglieder des winzig kleinen Krötennachwuchses und
einige Blindschleichen zeigten sich auf den Wegen des bewachsenen
Geländeteils.
Und so konnten die Exkursionsteilnehmer/innen nicht nur einen Blick
auf die teilweise
gigantische Technik werfen, sondern auch bemerkenswerte
Beobachtungen der eher kleineren Art machen – etwa den auf Wanderung
befindlichen, winzig kleinen Krötennachwuchs bestaunen oder die von
dem menschlichen Besuch nicht sonderlich begeisterten Blindschleichen
begutachten.
Zwar in ziemlich weiter Entfernung, aber dennoch gut erkennbar, waren
auch die Bruthöhlen (Abb. links) der Uferschwalben (Abb.
rechts) in einer
hohen Sandwand zu sehen.
Hier soll tatsächlich die größte
Uferschwalbenpopulation in NRW leben. Weniger überraschend war dagegen,
dass die ebenfalls mittlerweile zahlreichen auf dem renaturierten
Grubengelände lebenden Rehe und Wildschweine zwar ihre Fußabdrücke auf
den regenweichen Sandwegen hinterlassen hatten, sich selbst aber
genauso wenig blicken ließen wie die im Anbau eines Förderturmes lebende Uhu-Familie.
In die umweltfreundliche Firmenstrategie passt auch, dass Anfang Juni
2024, also wenige Tag vor der miteiander-füreinander-Exkursion, die
neue Photovoltaikanlage der Quarzwerke eingeweiht worden war. Bei
einer Nennleistung von 6,5 Megawatt-Peak entspricht das etwa dem
Stromverbrauch von rund 2.500 Referenzhaushalten. Weitere Anlagen sind
auch in den anderen ►Quarzwerken
in Deutschland und weltweit in Planung, so dass das Unternehmen durch
die Nutzung von selbst produziertem Ökostrom den sogenannten
CO2-Fußabdruck deutlich weiter reduzieren möchte.
Abb.:
Blick auf die Fördergrube der
Quarzwerke Frechen, im Vordergrund die Anfang Juni 2024 in Betrieb
genommene Fotovoltaikanlage (Foto: Quarzwerke)
Geleitet wurde die miteinander-füreinander-Gruppe
von Eva-Susanne
Kirsch, die den wissbegierigen
Wanderinnen und Wanderern umfassende Informationen lieferte. Dass die
vielen Eindrücke und teilweisen Überraschungen nicht ohne jede
Anstrengung zu haben sind, erfuhren die höchst interessierten
Teilnehmer/innen spätestens beim steilen Aufstieg auf einige der sandigen
Anhöhen. Da wurde der Quarzwerke-Besuch dann schon mal kurz zu einer
kleinen Herausforderung – gemäß dem Motto „Ohne Fleiß kein Preis“. Dennoch
genossen alle diesen ebenso informationsreichen wie unterhaltsamen
Ausflug in ein ihnen bisher weitgehend unbekanntes Gelände.
Wiederholung nicht ausgeschlossen. Und als kleines Dankeschön wurde der kundigen
„Rudelführerin“ Eva-Susanne Kirsch von Dieter Schönhofen vom Leitungsteam
eine miteinander-füreinander-Tasche mit dazugehörigem Keramikbecher
und Sitzkissen überreicht.
Christa Tamara Kaul -
Juni 2024
Fotos: C.T.Kaul (8), Quarzwerke (2)
Abb.:
Ein Blick vom Rand
der Sandgrube zeigt deren weites Ausmaß.
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