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Die ehemalige Benediktinerabtei Brauweiler


Tausendjährige Geschichte mit vielen Gesichtern
 

Abb. Ább. oben: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die ursprüngliche Klosteranlage prunkvoll erweitert, u.a. durch das barocke Eingangsgebäude mit der Mondsichermadonna in der oberen Nische.

 


Wer heute die Abtei Brauweiler in Pulheim-Brauweiler bei Köln besucht, begegnet einem Ort, an dem sich über tausend Jahre europäische Geschichte spiegeln. Die wichtigsten Stationen dieser Geschichte brachte Frau Margret Zander-Maaß, Besucherführerin der Abtei Brauweiler, der miteinander-füreinander-Besuchsgruppe am 13. September d.J. ein gutes Stück näher.
 

Abb.oben: Die Besuchsgruppe von miteinander-füreinander freut sich auf die kommende Führung durch die Abtei Brauweiler.

 


Alles begann 991, als Pfalzgraf Ehrenfried, genannt Ezzo, auf seinem Hofgut in Brauweiler die Kaiser-Tochter Mathilde heiratete. Aus der Verbindung gingen zehn Kinder hervor – drei Söhne, die hohe Reichsämter bekleideten, und sechs Töchter, die fast alle als Äbtissinnen bedeutende Klöster leiteten. Besonders berühmt wurde Tochter Richeza: Sie heiratete den polnischen König und kehrte nach dessen Tod im Jahr 1034 zurück in ihre Heimat, wo sie das Kloster großzügig unterstützte und für den Neubau der St. Nikolaus-Kirche sorgte.

Bereits 1024 hatten Ezzo und Mathilde von Papst Benedikt VIII. die Erlaubnis erhalten, in Brauweiler ein Benediktinerkloster zu gründen. Ihnen übergeben wurden sogar Reliquien des heiligen Nikolaus. Fortan lebten dort Mönche nach dem Motto des hl. Benedikt: ora et labora – bete und arbeite.
 

 

Abb. oben: Das ursprüngliche Eingangsgebäude der Klosteranlage wurde während der Erweiterungsmaßnahmen in der Barock-Epoche stilistisch angepasst.

 


Die Abtei wurde schnell zu einem geistigen Zentrum. Berühmte Besucher wie Bernhard von Clairvaux (1147) oder Kaiser Karl V. (1520) machten hier Station. Und in der Barockzeit erweiterten die Äbte das ursprünglich romanische, später im Renaissancestil bereits vergrößerte Bauwerk abermals um drei Gebäudeflügel mit prächtiger Ausstattung. Doch das Kloster blieb auch nicht von den Stürmen der Geschichte verschont: Seuchen, Kriege und Missernten hinterließen ebenfalls ihre Spuren.
 

 

 

 

Abb. links: Mondsichel-Madonna

Abb. rechts oben: Blick aus dem Kreuzgang auf die doppelköpfige Madonna im Innenhof

     

 

Abb.oben: Ein Maulkorb ist in der Dauerausstellung zu sehen, ein Konditionierungsmittel aus der Zeit, als die Abtei als Arbeits- und Erziehungsanstalt diente.

 

Abb. rechts: Die Dauerausstellung zeigt auch ein Bild von Rosemarie Nitribitt, damals 19 Jahre, die hier eine Arbeitsstrafe absaß.

 

 

Sie wurde in den 1950er Jahren in Frankfurt am Main als Nobelprostítuíerte zahlreicher Prominenter aus Wirtschaft und Politik bekannt, ihre Ermordung 1957 nie aufgeklärt.

 

 

 


Mit der französischen Revolution und den folgenden napoleonischen Kriegen kam 1794 schließlich das Ende des klösterlichen Lebens. Napoleon hob die Orden auf, die Klosterkirche wurde Pfarrkirche und die ehemaligen Klostergebäude dienten als „Bettlerdepot“. Später, unter preußischer Herrschaft (ab 1815), nutzte man die Räume als Arbeits- und Erziehungsanstalt.

Im 20. Jahrhundert wurde es in Brauweiler erneut besonders düster: Während des Nationalsozialismus diente die Abtei der Gestapo als Haft- und Folterstätte. Prominentes Haftopfer war von 1944 bis 1945 Konrad Adenauer. Nach dem Krieg fanden hier zunächst ehemalige Zwangsarbeiter Unterkunft, später entstand eine psychiatrische Anstalt, zu deren bekanntesten Insassinnen Rosemarie Nitribitt zählte. Die Einrichtung wurde 1978 geschlossen.
 

         

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb.: Die Taufkappelle am Ende des ursprünglichen Kapitelsaals der Klosters, in dem nun ein Kreuzbild von Boris Lauffer in den künstlerischen Dialog mit dem historischen Umfeld tritt.

 

 

Abb.: Seit vielen Jahren lädt die Abtei Brauweiler alljährlich (die Corona-Zeit ausgenommen) zu den Kunsttagen Rhein-Erft ein, bei denen zeitgenössische Künstler/innen ihre Werke zeigen.

 

     

Danach begann eine neue Phase: Durch Restaurierungen und Rückbauten gewann die Abtei ihr historisches Gesicht zurück. Heute beherbergt sie Einrichtungen des Landschaftsverbands Rheinland und ist ein lebendiger Ort für Kultur und Denkmalpflege. Großen Anklang finden beispielsweise seit rund dreißig Jahren die Kunsttage Rhein-Erft, die mit der Corona-Krise zwar eine abrupte Zwangspause erlebten, aber inzwischen zu neuem Leben erwacht sind.

Doch auch die geistliche Tradition lebt weiter: In der romanischen Kirche St. Nikolaus feiert die Brauweiler Gemeinde, die zur Pastoralen Einheit Pulheim gehört, ihre Gottesdienste – so wie seit fast einem Jahrtausend. Zahlreiche Konzerte füllen zudem das ehrwürdige Gemäuer zusätzlich mit Leben.


Christa Tamara Kaul - September 2025


Links zum Thema
 

https://abteibrauweiler.lvr.de/de/index.html


https://www.abteigemeinden.de/abteikirche/start/ 

https://www.abteigemeinden.de/kirchenmusik-rhein-erft/start/

https://www.rhein-erft-kreis.de/microsite/kunsttage/index.php 
 

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